Menschenrechte für alle oder Wohlstand nur für uns?

Seit Juni 2019 gehen die Menschen in Hongkong auf die Straße um für ihre Freiheit zu kämpfen.

Seit August 2020 protestieren Menschen in Belarus für ihre Freiheit.

Seit Jahren leiden die Menschen unter dem Bürgerkrieg in Libyen.

Und an anderen Orten der Welt sieht die Lage nicht besser aus.

 

Die Menschen sehnen sich nach einem würdevollen und freien Leben. Sie hoffen dabei nicht selten auf die Unterstützung durch den Westen, der einst sich selbst ernannten freien Welt. Doch sie werden tagtäglich aufs neue Enttäuscht.

 

Zum Wohle des Wohlstands in unseren eigenen Landen haben wir die ihren durch Freihandelsverträge geknechtet. Zum Wohle des Profits und Konsums, zum Wohle der Dividenden haben wir vor ihren Kerkermeistern, Sklavenhaltern und Henkern das Knie gebeugt.

Wir reden von Freiheit und Menschenwürde und meinen damit doch nur allein die unsere.

Wir entwürdigen, gar entrechten Menschen, die vor der Saat unseres Handelns fliehen, in dem wir sie als "Wirtschaftsflüchtlinge" entmenschlichen.

Wir sprechen vom "Wohlstand der Nationen" und denken dabei doch nur an den unseren.

 

Es gibt keine freie Welt, wenn nicht alle Menschen frei sind. Und es gibt keine Freiheit, wenn nicht das Menschenrecht für alle Menschen weltweit gilt.

 

Wollen wir das alle Menschen ein Leben genießen, das ihnen die volle Gültigkeit ihrer Menschenrechte, ihrer Würde und damit ihrer Freiheit garantiert?

Wenn ja, dann müssen wir unsere Welt verändern. Wir müssen uns unabhängig von jenen machen mit denen wir einst kollaborierten. Und ja, dieser Schritt bedeutet, dass vorübergehende Ende eines Teils unseres Wohlstandes. Es ist ein Weg, der für einige schmerzhaft sein wird.

 

Es bedeutet, ein Ende des liberalen Welthandels wie wir ihn heute kennen.

Es bedeutet, die Rückholung bzw. Verlagerung von Produktionen die sich zur Durchsetzung und Einhaltung der Würde und der Rechte aller Menschen verpflichten und dies nachweislich garantieren.

Es bedeutet, ein Ende einer Politik die nur auf die Aktienkurse und Dividendenhöhen schaut.

Es bedeutet, die bestehenden Steuergesetze hin zu mehr Solidarität und Gemeinschaftsverantwortung zu reformieren.

Es bedeutet, die Forschung und Bildung massiv auszubauen um in allen Bereichen unabhängig von den Tyrannenregimen zu werden. 

 

Es wird ein Weg sein, der nicht von heute auf morgen umsetzbar ist und dem sich die Nutznießer des heutigen Unrechts lautstark entgegen stellen werden.

Es ist ein Weg welcher bedeutet, unserer Verständnis von Liberalismus neu zu überdenken. Weg vom reinen Marktliberalismus hin zum Gesamtheitlichen Liberalismus.

Es ist ein Weg auf dem einige wenige den Großteil ihres Vermögens einbüßen werden, weil ihre Dividenden schrumpfen werden.

Es ist ein Weg, der auch den mittleren und kleinen Einkommen einiges abverlangen wird. Dies jedoch kann durch entsprechende  Reformen abgemildert oder gar verhindert werden.

 

 

Doch wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass nur die wirtschaftliche Unabhängigkeit uns die nötige Stärke, im Kampf für die Würde, das Recht und damit die Freiheit eines jeden Menschen, verleiht.

Dieser Weg wird uns irgendwann an einen Scheidepunkt führen, an welchen sich die Frage stellt, was wir bereit sind für diesen Kampf zu opfern. Denn ich glaube nicht, dass sich die Tyrannen der CKP, der Saudis, der Ayatollahs und all der anderen so einfach ihre Macht nehmen lassen. Dass sie so einfach bereit sein werden kampflos aufzugeben.

 

Ja es kann glimpflich verlaufen, aber es kann auch zum Äußersten kommen.

Dann jedoch stellt sich die Frage. Sind wir bereit und willens gegen die Tyrannen und für die Menschheit die Waffe zu erheben oder ist uns der Frieden wichtiger als die Würde, das Recht und die Freiheit eines jeden einzelnen Menschen?

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